
Heute war ein langer Tag. Wir haben eine Tages-Tour zu den acht größten Sehenswürdigkeiten in und um Chiang Rai gebucht. Die Tour begann um 8 Uhr früh und war gegen 19 Uhr zu Ende.
White Temple – Wat Rong Khun
Der weiße Tempel ist die vermutlich die wichtigste und auch mit die schönste Sehenswürdigkeit in Chiang Rai. Über und über mit kleinen Spiegelscherben bedeckt und weiß gestrichen glitzert und funkelt der Tempel schon von weitem.
Der weiße Tempel ist ein privates Kunstwerk eines Künstlers. Der Bau im Stil eines buddhistischen Tempels begann schon 1997 und ist noch lange nicht fertiggestellt. Von der gesamten Anlage ist bisher nur 20% fertiggestellt und es wird davon ausgegangen, dass die komplette Anlage erst 2070 vollständig errichtet ist.
Der Weg durch den Tempel führt nur in eine Richtung – eine Umkehr ist nicht möglich – dafür sorgen auch Lautsprecherdurchsagen. Er beginnt auf der Brücke der Wiedergeburt, auf der ein Stehenbleiben verboten ist. Rings herum strecken sich die Hände aus der Hölle und viele Totenköpfe zu einem empor. Der Weg endet im Tempel, in dem fotografieren leider verboten ist. Daher gibt es auch keine Bilder aus dem Inneren des Tempels, an dessen Wände der Künstler Bilder und wichtige Ereignisse der letzten 30 Jahre im Stil eines Tempels verewigt hat – Pikachu, Matrix, Osama bin Laden, ein Nokia Handy, Neo aus Matrix, Jack Sparrow aus Fluch der Karibik und viele weitere bekannte Figuren sind hier abgebildet. Der Weg führt weiter durch die Tempelanlage und vorbei an vielen kleinen Schreinen und Häusern bis hin zum Wish Tree und dem Wunschbrunnen. Hier können kleine Metallplättchen gekauft, beschrieben und aufgehangen werden. Millionen davon hängen schon, ergeben ein glitzernes Bild und klingeln leise im Wind.
Wir waren froh, dass wir schon so früh am Tempel waren, da es nach einer Zeit wirklich voll wurde und es vor allem am Eingang zum Tempel zu langen Schlangen kam.





























Blue Temple – Wat Rong Suea Ten
Der blaue Tempel wurde bis 2016 auf Überresten eines alten Tempels erbaut. Fertiggestellt ist er jedoch noch nicht – auch hier wird an allen Ecken und Enden weitergebaut und gemalt. Viele der Künstler, die auch schon am weißen Tempel und auch am schwarzen Haus beteiligt waren sind hier auch involviert. Teilweise kann man die Einflüsse in der Architektur auch erkennen. Was auffällt sind die Schlangen am Eingang, die uns später am schwarzen Haus wieder begegnen werden und die Totenköpfe, die auch am weißen Tempel ein häufiges Motiv waren.
Beide Tempel sind sehr schön und definitiv einen Besuch wert.













Black House – Baan Dam Museum
Das schwarze Haus oder das Baan Dam Museum ist das Werk eines lokalen Künstlers – ein Mix aus traditioneller Thai Kultur und stark morbiden Einflüssen. Überall Tierknochen, Tierhäute und -felle und rot und schwarz als dominierende Farbe.
Auf dem Gelände haben wir auch Katzen in viel zu kleinen Käfigen gefunden, die gegen eine Spende freigelassen werden – um sie danach vermutlich gleich wieder einzusperren.
Mit Kunst schockieren war hier irgendwie das Motto. Not my kind of art – ich war froh als wir zum Mittagessen aufbrachen.











Long neck village – Padaung Tribe
Der nächste Punkt auf unserer Tour war ein ‚Schaudorf‘ des indigenen Stammes der Padaung und eine wirklich zwiespältige Erfahrung für uns.
Angefangen damit, dass die ‚Dörfer‘ alle nachträglich für Touristen gebaut wurden und alle in Thailand lebenden Menschen dieses Stammes eigentlich Flüchtlinge aus Myanmar sind und in Thailand seit Jahren keinen rechtlichen Status erhalten. Damit dürfen sie nicht arbeiten, ihr Dorf nicht verlassen, ihre Kinder nicht zur Schule schicken und haben keine Chance diesen Kreislauf zu unterbrechen. Weiterhin kostet der Eintritt in das Dorf 300 Baht – mehr als die meisten Tempel Eintritt kosten und wohin das Geld fließt wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Laut Wikipedia fließt ein Teil des Geldes an Polit-Funktionäre, ein Teil an die ‚Tourismus-Manager‘ und ein Teil fließt in die Kriegskasse der Rebellen in Myanmar. Das wenigste – falls überhaupt – kommt bei den betroffenen Menschen an.
Da keiner der Dorfbewohner englisch oder thai spricht war eine Kommunikation auch gar nicht möglich und vermutlich auch nicht gewollt. Ich habe mich sehr unwohl gefühlt und nachdem die ‚offizielle Führung‘ – Fotoshooting mit gefaktem Ring um den Hals neben einer Dorfbewohnerin, Gesichtsbemalung für die Kinder und ein paar Informationen zum fehlenden rechtlichen Status und der primitiven Lebensweise – vorbei war sind wir zurück zum Auto und haben auf den Rest der Gruppe gewartet.
Unsere beiden Kids haben noch eine Gesichtsbemalung als Sonnenschutz, die auch alle Kinder im Dorf trugen, von zwei jungen Mädchen erhalten, die ungefähr im gleichen Alter unserer Kinder sein mussten. Die Unterschiede konnten kaum größer sein – auf der einen Seite alles, was wir unseren Kindern ermöglichen, die Erfahrungen, die sie machen können, die Unterstützung, die sie von vielen Stellen bekommen und welche Wege ihnen in ihrer Zukunft alle offen stehen und auf der anderen Seite die Auswegslosigkeit aus ihrem jetzigen Leben dieser beiden jungen Mädchen und das Wissen, dass sich an ihrem illegalen Status und ihren Möglichkeiten hier in Thailand nichts ändern wird, solange die Abmachungen und vor allem der Cashflow weiter so bestehen.
Definitiv eine Erfahrung, die uns alle, einschließlich der Kinder, noch einige Tage und viele Gespräche beschäftigen wird.
Tea Plantation
Der nächste Stop machten wir an einer großen Teeplantage um die verschiedenen hier angebauten grünen Teesorten zu probieren. Ich habe zum ersten Mal eine Teepflanze aus der Nähe gesehen – faszinierend. Bisher hatte ich Tee immer nur fertig gekauft, wusste jedoch nicht wirklich etwas über den Anbau und die Verarbeitung der Teeblätter.



Mae Sai – Border to Myanmar
Weiter ging unsere Fahrt Richtung Grenze zu Myanmar. Die Grenzstadt Mae Sai ist eine ziemlich laute, bunte, dreckige Stadt und an der Grenze ist ziemlich viel los. Die Grenze ist nur tagsüber von 08 Uhr bis 20 Uhr offen – nachts gibt es keinen Grenzverkehr.
Hier ist mir wieder aufgefallen, wie auffällig unsere beiden Kids mit ihren hellen Haaren sind. Wir waren kaum aus dem Bus ausgestiegen, fingen die Kommentare und die Fotoaufnahmen an. Ein wenig surreal und für den heutigen Tag war mir das eindeutig Zuviel der Aufmerksamkeit.
Wir haben vom Grenzmarkt noch eine Flasche leckeren Erdbeerwein mitgebracht, die wir die nächsten Tage verzehren werden.




Golden Triangle
Das goldene Dreieck bezeichnet die Grenzregion, in der sich die drei Länder Thailand, Myanmar und Laos treffen. Der Mekong als Grenzfluss teilt die drei Länder ab.
Der Begriff ‚goldenes Dreieck‘ stammt eigentlich noch aus der Zeit, als hier Massen an Opium angebaut wurden. Golden war die Farbe des Geldes, das damit verdient wurde. Es wird zwar offiziell kein Opium mehr angebaut – die Schätzungen gehen aber davon aus, dass bis zu 20% des weltweiten illegalen Opiums immer noch aus dieser Region kommen.







Opium Museum
Das Opium Museum war eine Sammlung von Gegenständen, die für den täglichen Gebrauch und das Rauchen von Opium hergestellt und benutzt wurden. Man sah Gewichte für den Verkauf, Pfeifen zum Rauchen, Gegenständige wie Kopfkissen und Liegen zum besseren Rauchen des Opiums.. und den Anbaukalender, der verschiedenen Stämme für Opium. Unter einem Opium-Museum hatte ich mir ein differenzierteres Bild vorgestellt, aber interessant war es allemal.





Kurz bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen mussten, fanden wir eine Hüpfburg auf einem Markt und hatten wieder zwei ganz normale glückliche Kinder, die zusammen mit den anderen Kindern auf der Hüpfburg herumtollten. Ein schönes Ende des heutigen Ausfluges.

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